Energie fürs Leben     
 

Mit Rad und Werkzeugkiste ging's über die Dörfer

(Foto: André Kehrer)

Friedersdorf/MZ. Erwin Ostermann erhielt vor mehr als 60 Jahren den Meisterbrief der Elektroinstallateure. Am Donnerstag wird der Friedersdorfer 90 Jahre alt. "Mit Drähten zu hantieren", das war Erwin Ostermanns Ansinnen, Erwin Ostermanns Wunsch. Doch es sollte ein Knochenjob werden und eine wahre Lebensaufgabe zugleich: Elektroinstallateurmeister. Vor mehr als 60 Jahren erhielt er die meisterliche Ehre und nun aus den Händen der Kreishandwerkerschaft Bitterfeld den diamantenen Meisterbrief der Handwerkskammer Halle. Er war der Einzige, dem diese Würdigung 2011 im Landkreis Anhalt-Bitterfeld zuteil wurde, betont Carmen Bau, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft. "Zu meinen Lehrzeiten gab es noch keine Bohrmaschine", erzählt der Jubilar, der übrigens am Donnerstag 90 Jahre alt wird. "Ich musste noch per Hand leiern, damit sich vorn der Bohrer dreht." Kein Vergleich mit der heutigen Zeit. Von 1954 bis 1987 war Ostermann selbstständiger Elektroinstallateurmeister. "Viele haben mich damals für verrückt erklärt, als ich diesen Schritt Mitte der 50er Jahre wagte." Bereut hat er ihn nie, sagt der Friedersdorfer heute. Die Anfänge waren nicht leicht. Per Fahrrad ging`s über die Dörfer. Mit einer Kiste voller Werkzeuge auf dem Gepäckträger. Meist gehörte noch ein Lehrling zum Team Ostermann. Der blieb oft bei ihm, wenn er die Lehre beendete. Ob in den Rohrwerken oder im Kraftwerk Muldenstein - es gab viel zu tun, weiß der Meister. Oberstes Gebot war damals: "Zwei Mann wurden immer für die Wünsche der Bevölkerung abgestellt." Daran hielt sich Ostermann gern. Bis zu neun Mitarbeiter beschäftigte er einst in seiner Firma. Ein Team, das sich verstand. Das ist auch heute noch so, weiß der Friedersdorfer. Denn Schwiegersohn Selgar Wehlert führt die Handwerker-Tradition fort und das hoffentlich noch lange, wünscht sich der Senior. 1929 war es, da zogen die Ostermanns von Ostpreußen an die Mulde. "Wegen der Arbeit." Die gab es hier. Der Vater war Maurer. Fleißig. Und er hatte einen Plan: ein eigenes Haus zu bauen. Das entstand in Friedersdorf in der Golpaer Straße. In seinem Elternhaus wohnt Ostermann noch heute. Fühlt sich wohl. Alle, die ihm was bedeuten, hat er täglich um sich. Frau, Kind, Enkel und Urenkel - die Familie bleibt zusammen. Immer samstags und sonntags trifft sie sich zum gemeinsamen Mittagessen. Vier Generationen sitzen dann um einen Tisch. Wo gibt es das heute noch? Ostermann kennt keine Beispiele. Er ist froh darüber, wie es ist. Doch ein Ruhestand sieht anders aus. Jedenfalls für Erwin Ostermann. "Ich kann nicht in der Stube sitzen", sagt er. Das Leben spiele draußen vor der Tür im Garten. Da gebe es zu jeder Jahreszeit etwas zu tun. Friedersdorf, das ist seine Heimat. Die zu verlassen, darüber haben er und seine Frau nie nachgedacht. "Wir haben uns hier immer zu Hause gefühlt und das wird auch so bleiben", ist er überzeugt.

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